2024 – Lauffreuden ohne Plan

von | 18. Februar 2024 | Uphill/Downhill

Zu Beginn des letzten Jahres schrieb ich, dass 2023 ein gutes Lauffjahr werden würde, auch wenn nicht alles nach Plan liefe. Nun, es lief überhaupt nicht nach Plan. Kurz vor dem Pitz Alpine bekam ich plötzlich Schmerzen im linken Vorderfuß und nachdem ich den Lauf trotzdem absolvieren konnte, war für einige Wochen an Laufen nicht zu denken. Mein zweites Laufhighlight in 2023, der Pyrenees Stage Run (PSR), stand auf der Kippe und letzlich konnte ich vier der sieben Etappen laufen, was irgendwie eine Enttäuschung war und gleichzeitig aber doch mehr als ich dachte, dass überhaupt gehen würde.

War es trotzdem ein gutes Laufjahr? Ja, eindeutig. Denn ich habe viel Zeit in den Bergen verbracht, habe meinen ersten Ultra gefinisht, habe mich im Frühjahr richtig gut gefühlt und bin Umfänge gelaufen wie noch nie. Außerdem habe ich viel gelernt, über mich und mein Verhältnis zum Laufen. Denn irgendwann, als es eigentlich sehr gut lief, ist es gekippt. Aus Spaß und Lockerheit wurden Zwang und Sturheit. Ich wollte mich so gut wie möglich auf den Etappenlauf vorbereiten und bin oft immer wieder dieselben Strecken im Taunus gelaufen, drei Tage in Folge lange Läufe. Manchmal kam mir der Gedanke, dass ich eigentlich viel lieber wandern würde, eine Picknickpause einlegen, einfach irgendwo hinsetzen… aber nein, ich musste ja mein Trainingsziel erreichen.

Als sich dann mein Fuß meldete, hat es mich gar nicht so sehr gewundert. Mein Körper hatte mir vorher schon Signale geschickt, dass es zu viel ist, aber ich bin darüber hinweg gegangen. Nun kam leider zum ungünstigsten Zeitpunkt der richtige Dämpfer. Als ich eigentlich physisch und mental auf einem Hoch hätte sein wollen, war ich in einem Tief. Ich hatte mich ganz allein dahin gebracht.

Ärgern nutzt nichts, man kann nur versuchen, etwas daraus zu ziehen. Trotzdem habe ich mich natürlich über mich selbst geärgert. Den PSR konnte ich dennoch genießen, auch wenn anders, als geplant. An den Tagen, an denen ich nicht gelaufen bin, hatte ich andere Erlebnisse. Und am Ende geht es doch eigentlich immer darum, etwas zu erleben und daraus zu lernen.

Bislang war es immer so, dass ich im Herbst, nachdem die sportlichen Jahresziele vorbei waren, mit großer Lust das nächste Jahr geplant habe. Im vergangenen Herbst war es anders. Selbstverstänlich will ich laufen, selbstverständlich freue ich mich auf lange Tage in den Bergen, selbstverständlich will ich mich in manchen Eigenschaften verbessern. Dieses Gefühl, etwas Schwieriges geschafft, die Grenzen ein bisschen verschoben zu haben, wenn Körper und Geist zusammenspielen, ist unbeschreiblich. Aber ich will spontan sein, will mich nicht festlegen und unter Druck setzen mit einem Ereignis. Ich will, dass es entstehen kann.

Von daher ist mein Plan für 2024, keinen Plan zu haben. Okay, für einen Lauf bin ich angemeldet: die 63 km beim Festival des Templiers Ende Oktober. Aber bis dahin ist viel Zeit. Ich bin gespannt, was sich ergibt und wonach mir ist. Der Vorteil von festgesteckten Zielen ist, dass sie einen durch das Jahr tragen, dass sie einen motivieren, wenn man gerade keine Lust hat oder wenn der Alltag nervt. Sie sind im Kopf und geben Struktur. Wenn sie aber, wie bei mir im letzen Jahr, zur Obsession werden, können sie einen die Grenzen zu weit überschreiten lassen. Dann sind sie nicht nur Leitmotiv, sondern stehen über allem. Wenn etwas nicht nach Plan klappt, ist die Enttäuschung groß, obwohl es doch eigentlich im Großen und Ganzen betrachtet gar nicht wichtig ist.

Dieses Jahr will ich auf meinen Körper hören, Pausen machen, nicht alles auf die Karte Trailrunning setzen. Öfters an dieses Zitat von Astrid Lindgren denken: „Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen.“ Es ist ein schmaler Grat, denn nur in der Bequemlichkeit zu verharren, erfüllt mich nicht, aber zu viel Zeit außerhalb der Komfortzone zu verbringen, funktioniert auf Dauer nicht. Diese Balance zu finden, ist mein Ziel für 2024. Ohne Plan, mit Bauchgefühl.

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